kapitel 7 ;; gespräche







J U S T ;; S M I L E

sie alle reden. reden und reden und reden und reden noch mehr. sie reden über mich. hinter meinem rücken. sie alle reden viel. so verdammt viel. viel mehr, als sie alle sollten. aber ich lass sie. ich lass die leute reden. ich rede ja auch.

GESPRÄCHE ;; Jill war gekommen. Sie wollte es sich mit meinem Bruder gemütlich machen. Beide dachten ich wäre nicht da. Sie dachten, ich wäre bei Fahra. Aber ich war es nicht. Nicht mehr. Der Tag war wunderschön, aber ich war nach Hause gegangen, auch wenn mich bei Fahra mehr hielt, als hier. Am liebsten wäre ich bei ihr geblieben, aber mein inneres Ich wollte nach Hause. Dennoch hatten wir beide uns mindestens vierzig Minuten lang umarmt. Sie konnte man stundenlang umarmen.

Nun lag ich auf meinem Bett und starrte an die Decke. Irgendwie war es zu meinem Hobby geworden, einfach die Decke anzustarren. Vielleicht weil es einfach einfacher war als etwas anderes zu tun.
"Sag mal, David, was ist mit Charlie los?" Jill sprach zu meinem Bruder. Sie lag vermutlich in seinem Arm oder ihr Kopf lag auf seinen Oberschenkeln. Sie waren immer süß zusammen.
Ich hörte, wie er seufzte. "Ich weiß es nicht. Mal ist sie so und dann so. Vielleicht ist sie in der Pubertät."
"Oder unglücklich verliebt. Kennst du einen Jungen, in den sie sich verguckt haben könnte?" Vielleicht sah ich Jill nicht, aber ich wusste, dass sie gerade lächelte und und David einen sanften Kuss auf die Lippen drückte.
David grinste vermutlich "Nein. Das hätte sie mir doch gesagt!" Egal wie aussagekräftig sein Argument war, es wurde von einem Strich Unsicherheit und Zweifel überschattet. Er war sich nicht wirklich sicher. Irgendwie machte mich das traurig, aber zugleich auch ein bisschen glücklich. Zweifeln bedeute immer, dass man nicht genau weiß, ob es wirklich so ist und dem vielleicht auf den Grund gehen möchte um wieder Gewissheit zu erlangen.

"Ich habe meinen Eltern nie alles gesagt. Sie wussten nicht immer alles", warf Jill ein.
Ich hörte David lachen "Ich bin doch nicht ihr Vater. Ich bin ihr Bruder. Mir kann sie alles sagen!"
Jills Stimme klang ein wenig gequält "Du bist für sie verantwortlich. Du gibst und nimmst ihr. Du ersetzt praktisch ihren Vater und ihre Mutter."
"Ja. Da hast du Recht." Seine Stimme wurde etwas leiser. Selbstzweifel. "Aber sie würde mir doch sagen, wenn etwas nicht stimmt, oder? Ich meine, wir haben uns immer alles gesagt. Immer. Das ändert sich doch nicht jetzt, nur weil sie hier wohnt, oder? Ich meine, ich bin doch noch immer ich und nicht jemand, der sie zu etwas zwingen will. Ich bin doch nicht Dad."

Seine Worte machten mich traurig, weil er Recht hatte. Eigentlich sollte sich nichts ändern. Aber es hatte sich etwas geändert. Es hatte sich alles geändert oder so gut, wie alles. Ich hatte ihm so verdammt viel nicht erzählt und würde es vermutlich auch nicht tun.
"Vielleicht sieht sie das anders." Jills Stimme klang tröstlich. Vor meinem inneren Auge blitzte das Bild auf, wie sie David durch sein dunkles Haar strich und ihn mit allen Mitteln trösten wollte. Aber er hielt seinen Kopf gesenkt. Bei dem Thema 'Charlie' war er schon immer sensibel gewesen. Ich war schon immer einer seiner großen Schwachpunkte.

Leise schlich ich mich zur Haustür und öffnete sie laut. Ich ließ meinen Schlüssel fallen, den ich aus meinem Zimmer mitgenommen hatte und knallte die Tür hinter mir zu. "Ich bin wieder da! Hallo? David bist du da?", schrie ich durch das Haus und ging ins Wohnzimmer. Jill lag wirklich in seinem Arm. Sie sahen mich an, als wäre nichts und ich lächelte. Ich tat auch so, als wäre da nichts. Nichts an meinem Arm oder an meinem Bein oder in meinem Kopf. Als wäre da nichts, wo viel mehr war, als er und Jill dachten.

(c) c o n f u s i n g w o r l d


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