kapitel 11 ;; kratzer










J U S T ;; S M I L E 

lass uns etwas machen. etwas geiles. etwas lustiges. etwas legendäres. lass uns pferde stehlen. lass uns tanzen gehen. lass uns zusammen jungs klar machen. lass uns diese nacht verrückt sein. verrückt und geil. lass uns leben. lass uns leben, wie die in den filmen. bilderbuchhaft.

KRATZER ;; Faith und ich hatten uns erst nach zehn Minuten von einander gelöst und dann hatten wir den Rest der Zeit damit vertan an den mitbebrachen Brötchen zu knabbern. Wir beide aßen nicht viel. Um satt zu werden, aßen wir langsamer. Wir aßen aber auch in Zeitlupe, weil keiner etwas Wirkliches sagen wollte. Was sollte man dazu schon sagen? Sollte ich etwa fragen, warum? Ich machte es selber und hatte selber keine richtige Begründung warum ich es machte. Vielleicht war es bei Faith anders, aber trotzdem fragte man so etwas nicht. Ich jedenfalls nicht.

Zusammen gingen wir zur Schule. Aber wir trennten uns, als wir den Schulhof betraten. Faith ging zu Alison und deren Leute und Fahra kam auf mich zugerannt. Sie drückte mich an sich und fing direkt an zu reden. "Hey heute ist Freitag! Bald ist Wochenende! Was sollen wir machen? Ich hab schon viele Ideen, wir müssen mal schauen, ob-", sie brach erbrubt ab und sah zu mir. Ihre blauen, klaren Augen musterten mein Gesicht "Du hast was."
"Nein, nein", meinte ich nur und sah ihr einen kurzen Moment entgegen "Ich bin nur ein wenig in Gedanken red ruhig weiter. Was wolltest du am Wochenende machen?"
Sie lächelte ein etwas besorgtes Lächeln, fuhr dann aber in der üblichen, guten Laune fort "Also. Ich habe überlegt, dass wir die Nacht durchmachen zusammen mit ein paar Leuten. Irgendwo Party machen oder einfach bei dir abchillen. Dein Bruder hat da doch nichts gegen, oder?"

"Faith war heute morgen bei mir", raunte ich leise. Ich sagte es mehr zu mir, als zu ihr, während mein Blick zu der Brünette wanderte, die ein wenig verloren von Alisons Trupp stand und versuchte ihren Mitschülern zuzuhören. Sie wirkte so verloren. Wie der Schmetterling, der seine Farbe von den Flügeln gewaschen hatte. Nun stand sie zitternd und alleine im Schnee und versuchte Anschluss zu finden. Weiße Schneeflocken legten sich auf ihre Haare und ein eisiger Wind stürmte ihr ins Gesicht, so als wollte er sie weg ziehen. Weg von dieser Truppe. Weg von Alison.
"Warum?" Fahra hatte ihre Partyidee wohl vorzeitig verworfen. Sie wusste ohne hin, dass etwas nicht stimmte. Ich konnte ihr nichts vormachen und wollte es auch gar nicht erst.
Ich blickte zu Fahra und zog meinen Ärmel hoch, damit sie die Schnitte sah "Sie malt auch."
"Genau wie wir..", raunte ihre nun kaum noch hörbare Stimme, die gegen den eisigen Wind ankämpfen musste. Auch sie legte ihre rötlichen Kratzer frei und ließ den kalten Wind daran lecken. Wenn wir unsere Arme aneinander hielten, gingen die Schnitte ineinander über und bildeten eine Art lange, blutige Linie. Sie wirkten harmlos. So verdammt harmlos, dabei steckte hinter ihnen pure Verzweiflung und eine viel zu lange Geschichte, um sie mit einigen Wörtern beschreiben zu können.

(c) c o n f u s i n g w o r l d


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen